Die besonderen Herausforderungen für ältere Geflüchtete anerkennen
Krieg, Flucht und Ankommen in einem fremden Land sind für alle Menschen schwierig, unabhängig von ihrem Alter. Für ältere Menschen kann dieser Wechsel jedoch sehr herausfordernd sein:
- Ein plötzlicher Bruch im Alltag ist schwerer zu bewältigen, wenn er später im Lebenslauf stattfindet
- Ältere Geflüchtete finden am neuen Ort oft keine oder nur schlecht bezahlte Arbeitsstellen.
- Sie soziale Stellung älterer Geflüchteten kann sich in der neuen Gesellschaft stark verändern oder verschlechtern. Die Erfahrung sich nutzlos zu fühlen, wirkt sich negativ auf das Selbstvertrauen und das Wohlbefinden aus.
- Ältere Geflüchtete benötigen je nach Situation spezifische Hilfsmittel, professionelle Unterstützung oder medizinische und terapheutische Behandlung
- Gravierende Erlebnisse im Krieg, auf der Flucht, die Erfahrung von Gewalt oder der Verlust von Angehörigen, all das kann Geflüchtete traumatisieren.
Angebote und Fachstellen
Ältere Geflüchtete kennen das hiesige Unterstützungsangebot im Gesundheits-, Sozial- und Altersbereich nicht. Je nach Situation und Bedarf kann es demnach hilfreich sein einzelne Angebote oder Fachstellen für ältere Geflüchtete zu kennen:
- Sicherheit, Selbständigkeit und Mobilität unterstützen, Einsamkeit entgegenwirken: Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK) – Unterstützung im Alltag für jedes Alter
- Zusammenleben mit traumatisierten Menschen: Das SRK verfügt über langjährige Erfahrung mit psychosozialer Unterstützung kriegstraumatisierter Menschen. Hier kannst du nachlesen oder in einem Podcast hören, wie du traumatisierte Geflüchtete im Alltag am besten unterstützen kannst. Der Beitrag bezieht sich auf Gastfamilien, die Personen aus der Ukraine bei sich aufgenommen haben.
- Beratung im Alltag: Damit Menschen sich wohl fühlen, ist es wichtig, aktiv zu bleiben. Dies zum Beispiel durch die Teilnahme an Kursen, Sport und kulturellen Angeboten für Menschen ab 65 Jahren, worüber Pro Senectute Auskunft bietet. Sie ist die grösste Organisation in der Schweiz für Alters-Fragen. Dort findest duch auch alle Angebote in deiner Wohnregion.
- Alter und Migration konkret: Das Hilfswerk der Evangelisch- reformierten Kirche Schweiz (HEKS) bietet Geflüchteten ab 50 Jahren Unterstützung beim Neuanfang in der Schweiz.
In Zürich und Winterthur begleiten Freiwillige mit Migrationshintergrund in partnerschaftlichen Tandems bei der Integration.
Im Aargau gestaltet HEKS Café-Treffen für ältere Migrantinnen und Migranten als auch Geflüchtete.
Im Altersheim Herosé in Aarau betreibt HEKS eine Anlaufstelle für ukrainische Personen, welche im Altersheim platziert sind oder im Raum Aarau wohnen.
In Basel führt HEKS AltuM Erzählcafés durch für ukrainische Geflüchtete ab 55 Jahren und deren Angehörige. - Wenn der Alltag durch eine Demenzerkrankung erschwert wird: Alzheimer Schweiz bietet verschiedene Informations- und Beratungsangebote Angebote an.
- Wenn häusliche Pflege nötig wird: Für die Unterstützung zu Hause in der Pflege kann die Spitex kontaktiert werden. Alle Kantone verfügen über entsprechende Stellen.
Wichtige Informationen zu Gesundheit und Gesundheitsversorgung in der Schweiz findest du - auch in ukrainischer und russischer Sprache - bei migesplus.ch.
Das nationale Forum Alter und Migration
Weitere Infos zu älteren geflüchteten Menschen finden sich auch im nationalen Forum Alter und Migration. Es wird auch eine spezifische Ukraine-Seite angeboten.
Auf der Webseite des Nationalen Forums Alter & Migration findest du sämtliche Links auf dessen Mitglied-Organisationen. Diese sind schweizweit tätige Akteure in den Bereichen Alter, Gesundheit, Migration und Integration.
Emotionaler/spiritueller Anschluss
Viele Menschen haben mit fortschreitendem Alter häufig ein grösseres Bedürfnis nach emotionaler und religiöser/spiritueller Heimat. Erkundige dich, ob deinen Gästen/den Personen die du begleitest, das Praktizieren ihrer Religion wichtig ist und sie gerne Kontakt hätten mit einer entsprechenden religiösen Institution/Organisation in deiner Wohnregion. Unterstütze sie bei der Kontaktaufnahme oder einem ersten Besuch.
Erkundige dich, ob in deiner Wohnregion Vereine bestehen, zu denen deine Gäste oder Person die du begleitest, Kontakt suchen könnten. Gerade für ältere Menschen kann die Integration in eine Gruppe von Landsleuten und die Beteiligung an deren Aktivitäten emotionale Stabilität geben.